Deutscher Segelflugverband e.V.

Noch ein offener Brief an die Spitzen des DAeC - „Luftsports“

 

A U F W A C H E N und N A C H D E N K E N !

Meine Ausführungen im Editorial des Magazins Nr.6-2020 „Segelfliegen“ waren offenbar nicht klar genug, weshalb ich sie hier präzisieren möchte.

Ich bin - seit 1950 als Gründungsmitglied des lange Zeit mitgliederstärksten Vereins des DAeC, des Aero Club Nürnberg - noch immer dabei und kenne viele der Akteure und die Abläufe im Verband ziemlich genau.

In der Anfangszeit gab es es keine Luftraumproblematik, erst etwa seit den Siebzigern, aber schon eine wachsende Modellflugszene außerhalb. Dann ab den Achzigern bildete sich – auch weitgehend außerhalb - eine große Gleitschirm- und Drachenfliegerszene, gefolgt von der aktiven UL-Szene.

Wenn der DAeC seinem „ursächlichen“ Vertretungsanspruch auch damals wirklich gerecht geworden wäre, hätten sich rückblickend wahrscheinlich außerhalb gar keine nennenswerten Monos (Einspartenverbände) gebildet.

Da die Segelflieger zwar stets die Hauptlast des DAeC-Budgets getragen - aber kaum etwas zu sagen hatten wie die Gelder eingesetzt werden - haben sie nach ewigen Querelen mit dem Verband wegen mangelnder Unterstützung in den Achzigern auf ehrenamtlicher Basis den für sie lebenswichtigen Ausschuß Unterer Luftraum (AUL, später AUL-L) gebildet. Dieser hat seither stets exzellente Luftraumarbeit geleistet, auch für die anderen Fachsparten, soweit diese ihre Bedürfnisse eingebracht hatten. Und er leistet sie nach mehreren Jahrzehnten noch immer, wie man beispielsweise an den vielen gelben Sonderbereichen auf den ICAO-Karten Ausgabe S sehen kann. Er ist historisch bedingt beim DSV angesiedelt - es ist die gleiche Truppe Segelflieger wie seit der ersten Dekade dieses Jahrhunderts - und dies ist auch richtig so, denn der Segelflug ist „Leitsportart für die Aufwindflieger“, die noch immer einen Großteil der DAeC-Mitglieder stellen. Für die Aufwindflieger ist Punkt 1. der Kernaufgaben dominierend.

Trotzdem unterhält der DAeC einen Konkurrenzausschuß, den BAUL, was soll hier dessen unnütze Doppelarbeit ? Und was soll das Hick-Hack, welches die Verbandsspitzen mit den Segelfliegern seit langem veranstalten – eigentlich sollten Sie Ihre und unser aller Energie lieber für sinnvolle Dinge einsetzen. Hier ist der Föderalismus gewaltig überzogen !

Um es klar zu sagen: man kann gerne bedauern, daß sich die Zeiten geändert haben, „aber wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte“ das heißt, ein Verband muß sich der Zeit anpassen können. Damit meine ich speziell die Bremser und Kirchturmpolitiker in den Spitzen einiger Landesverbände als auch die im DAeC-Präsidium !

Der Hammer: jetzt läßt man noch durch völlig unangebrachte Sturheit in Fachfragen zwei durchaus kooperationsbereite Monos (Hängegleiter-DHV in 2020 und Fallschirmer-DFV in 2021) mit über 42.000 Luftsportlern, also 42% unserer aktuellen Mitglieder, aus dem Verband ausscheiden ! Beide Verbände waren seit der Neuordnung des DAeC mehr als ein Jahrzehnt bei uns Mitglied.

Es ist dies die absolute Bankrotterklärung der aktuellen Politik unseres DAeCs, der den Anspruch erhebt „für Deutschland als einziger Dachverband des gesamten Luftsports die Interessen aller Luftsportler zu vertreten“. So vertritt unser Verband nun also höchstens noch ein gutesVIERTEL aller organisierten Luftsportler – lachhaft ! Und da rede ich noch nicht mal über die damit jetzt im Haushalt wieder fehlenden erheblichen Beitragsmittel.

Die aktuelle Situation der Luftsportler in der BRD spricht Bände:

ca. 150 Tausend organisierte außerhalb –> 59 Tausend „verbleiben" jetzt „noch“ im DAeC !

Wollen Sie vielleicht warten, bis Ihnen die FAI die nationale Vertretung entzieht ?

Diese Situation ist nur die Folge der ewigen Besserwisserei einiger Verbandsspitzen, die anderen Luftsportlern Populismus und unsolidarisches Verhalten vorhalten, aber im Kern nur eigensüchtige „Besitzstandswahrung“ betreiben. Bzw. die Uhr Jahr für Jahr in der Satzung wieder zurückdrehen wollen und deshalb versuchen, dem fliegerischen Fußvolk - zu dem auch ich mich zähle - mit tendenziösen Fehlaussagen (z.B. angebliche Gefahr des Verlustes der Gemeinnützigkeit) „Sand in die Augen zu streuen“.

In den Reihen des DAeC gibt es noch immer viel gutgemeintes, fundiertes, ehrenamtliches Engagement auf vielen Ebenen, welches aber oft verpufft mit Doppelarbeit und da die Generalrichtung nicht stimmt.

Das ist eine nicht mehr akzeptable Verschwendung unserer sowieso dünn gesäten ehrenamtlichen Kapazitäten.

Es muß jetzt ein „RUCK“ durch die Verantwortlichen im Verband gehen, siehe Punkt 3. der Kernaufgaben. Es ist zwar schon extrem spät, aber wenn SOFORT gehandelt wird, können wir diesen verhängnisvollen Trend noch umsteuern. AN DIE ARBEIT !!

Unter dem Damoklesschwert der anstehenden kommerziellen Drohnennutzung im unteren Luftraum brauchen die aktiven Luftsportler insgesamt mehr Einigkeit und dies ist sicher nicht die letzte Herausforderung für alle Luftsportler.

Es erzähle mir keiner, daß diese Einigkeit zu schwierig zu erhalten wäre, wenn – als extrem wichtiges Element - die fachlich/sportlichen Interessen der aktiven Sportler wirklich angemessen in der Struktur des Verbands berücksichtigt würden (dazu gehört zum Beispiel die Finanzhoheit der Sparten auf Bundesebene über die von ihnen geleisteten Beiträge). Es gab dazu in der Vergangenheit mehrere erfolgversprechende Ansätze zur Neuordnung des DAeC, den letzten sinnvollen wohl 2008/09, sogar unter fachkundiger Leitung der Führungsakademie (und die verstehen ganz bestimmt ihr Handwerk !) des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund )‚ der im stark verschlankten DAeC als nur noch Koordinator des „Dachverbands der Verbände“ mit 7 eigenverantwortlichen Säulen (Fachsparten) gipfelte. (siehe a.o. Mitgliederversammlung DAeC am 19.9.2009).

Es folgten daraufhin einige wenige brauchbare Ansätze in diese Richtung (zum Beispiel eigenverantwortliche Verwendung des Sparten-Fachbeitrags durch die betreffenden Bukos), seither fand leider wieder die Rückentwicklung in den „alten Trott“ statt (Beispiel „starke Geschäftsstelle des DAeC“, dafür aber den Fachspartenbeitrag den Bukos wieder weggenommen).

Dieses ist das eigentliche unsolidarische Verhalten, hier also einiger Verbandsspitzen, welches man monieren muß, denn jeder, der in eine der Verbandsspitzen gewählt wurde, hat auch eine Verantwortung für das Ganze.

Einziger Ausweg:

Zu dem Geist dieser Ergebnisse der MV aus 2008/09 müssen wir schnellstens wieder zurück, alles andere ist in der heutigen Zeit zum Scheitern verurteilt, wie oben aufgeführt.

Kernaufgaben des DAeC:

  1. oberste Priorität ist möglichst viel nutzbarer Luftraum, der ist keine Selbstverständlichkeit !
  2. Kooperation mit allen gewählten Fachleuten der Sparten aller Mitglieder mit der Pflicht zur Konsensfindung (Mediatorfunktion)
  3. möglichst alle organisierten Luftsportler der BRD unter einem Dach zu vereinen als Gegengewicht auf der politischen Bühne und um Punkt 1. zu erreichen, sonst lachen sich nur unsere Mitbewerber/wirtschaftlich extrem starke Lobbygruppen um den Luftraum in’s Fäustchen !
  4. alles Andere ist nachgeordnet (ich sage nicht „nebensächlich“ !)

Ein Wort zum Schluß:

Merke: es kommt darauf an, was die aktiven Sportler brauchen, nicht aber was irgendwelche Verbandsspitzen sich in ihrem Elfenbeinturm ausdenken. Da hilft es auch nicht, sich hinter einer „Satzung“ zu verstecken.

Und hören Sie gefälligst auf, verbandsintern Ihre Unfähigkeit zur Konsensfindung Ihrer abstrusen Ideen mit anwaltschaftlichen Mitteln zu kaschieren, aber dafür kostbare Beitragsmittel zu verprassen. Für so etwas zahlen wir sicherlich nicht die Beiträge !

Alle Verantwortlichen im DAeC sollten jetzt erst einmal länger ernsthaft über ihr persönliches Wirken und ihre Verantwortung im Verband und gegenüber den Aktiven nachdenken und stille halten.

Bitte, suchen Sie nicht die Schuld bei den „anderen Luftsportlern“. Man kann gerne über Details unterschiedliche Ansichten haben, aber hier sprechen die Fakten eine eindeutige Sprache und sind eine blanke Katastrophe. Der DAeC steckt jetzt wirklich in einer essentiellen Krise durch eine über viele Jahre verfehlte Politik.

Und dann denke ich, daß der Eine oder Andere in seiner persönlichen moralischen Verantwortung für die Zukunft der Gesamtheit aller Luftsportler in der BRD sicher sein Ego etwas zurücknehmen kann und zukünftig so agiert, daß damit alle im Interesse unseres geliebten Sports dorthin kommen, wo auch nachfolgende Generationen von Luftsporttreibenden „noch Luft(raum) zum Atmen haben“

Diether Memmert

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